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Blockchaintechnologie: Use-Case Entwicklungspolitik

Entwicklungspolitische Instrumente im Wandel – Potenziale und Limitierungen der Blockchaintechnologie in Bezug auf die internationale Entwicklungszusammenarbeit

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort
  2. Entwicklungspolitik als hybride Disziplin – eine Einordnung
  3. Dezentrale Blockchainsysteme – technische Grundlagen (coming soon)
  4. Entwicklungspolitische Potenziale der Blockchaintechnologie
    (coming soon)
    4.1 Dezentrale Blockchainsysteme – ein Heilmittel gegen Korruption?
    (coming soon)
    4.2 Kryptowährungen als Inkarnation finanziellen Empowerments? (coming soon)
    4.3 Anwendungsgebiete in der Entwicklungshilfe (coming soon)
  5. Zukunftsperspektiven und Limitierungen – ein Fazit (coming soon)

Vorwort

Die sozialen Ungleichheiten scheinen in unseren modernen, hochglobalisierten Gesellschaften in immer höherem Tempo an Kontrast zu gewinnen – sowohl auf innerstaatlichen als auch internationalen Ebenen und in allen Lebensbereichen.

Strukturelle, globale Rahmenbedingungen ändern sich rapide. Der Klimawandel sorgt inzwischen für tiefgreifende Verwerfungen von der Verschiebung der Klimazonen bis zur Vernichtung ganzer Habitate, der Rückgang an Biodiversität wird zu einem ebenso ernsthaften Problem wie die Ressourcenknappheit, verstärkt durch die demographische Entwicklung und bisher kaum gebremstes Bevölkerungswachstum. Steigende politische und ökonomische Instabilitäten, vom Wiedererstarken populistischer Strömungen bis hin zu Weltwirtschaftskrisen, bewaffneten Konflikten und massiven Fluchtbewegungen – die Liste der Faktoren, welche in gegenseitiger Wechselwirkung große Herausforderungen für die gemeinsamen Entwicklungsbemühungen der internationalen Staatengemeinschaft darstellen, ließe sich noch länger fortführen.[1]

Die von der Entwicklungspolitik bearbeiteten Themenfelder sind ungemein komplex und bieten aufgrund ihrer Dringlichkeit großen Spielraum für emotional und normativ stark aufgeladene fachliche Diskurse sowie intensive, oftmals ideologisch geprägte Auseinandersetzungen der Öffentlichkeit um möglichst effiziente politische, ökonomische, technologische und vor allem sozial und ökologisch verträgliche Lösungsansätze für die großen Problemlagen unserer Zeit.[2]

Im Gegensatz dazu soll in dieser Abhandlung zunächst bewusst der Versuch unternommen werden, sich diesen Themenfeldern insbesondere in Bezug auf ökonomische Lehren und Theorien möglichst pragmatisch, rational und frei von Ansprüchen normativer Deutungshoheit anzunähern, bevor eine kritische Einordnung aus der Perspektive Sozialer Arbeit erfolgt.

Besonderes Augenmerk erfährt die Anlayse der Potenziale und Risiken der Blockchaintechnologie für die internationale Entwicklungszusammenarbeit. Auch hier bewegt man sich auf größtenteils hochkomplexem informationstechnologischem Niveau, dementsprechend können im Folgenden lediglich skizzenhaft Grundzüge der Technologie und exemplarische Anwendungsbeispiele herausgearbeitet werden, um den Rahmen der Abhandlung nicht zu sprengen.

Entwicklungspolitik als hybride Disziplin – eine Einordnung

Zunächst ist festzuhalten, dass Entwicklungspolitik als integriertes Teilgebiet der Politikwissenschaften zu verstehen ist. Politikwissenschaft als übergeordnete Wissenschaft ist stark interdisziplinär ausgerichtet und berücksichtigt Erkenntnisse unter anderem von Bezugswissenschaften wie der Volkswirtschaftslehre, der Soziologie, der Psychologie und den Geschichtswissenschaften. Bei der Entwicklungspolitik ergibt sich zusätzlich die Besonderheit eines normativen Anspruchs darauf, wie eine positive „Entwicklung“ genau auszusehen hat – worüber im wissenschaftlichen Diskurs gerade aufgrund des ausgeprägten interdisziplinären Charakters der Entwicklungspolitik keinesfalls Einigkeit herrscht.

Um die Handlungsfelder innerhalb der Entwicklungspolitik begreifbar zu machen, bietet sich daher eine additive Deskription an. Dabei gehen Kevenkröster und van der Boom davon aus, dass sich die Entwicklungspolitik in fünf maßgebliche Tätigkeitsbereiche aufteilen lässt:[3]

Zu nennen sind hier zunächst Ethnologie und Anthropologie, welche in diesem Kontext damit befasst sind, das Design sowohl einzelner Projekte als auch strukturgebender Bemühungen zu (modernisierenden) Entwicklungsprozessen den kulturellen Besonderheiten beziehungsweise Anforderungen der „Empfängerstaaten“ anzupassen.

Die Migrations- und Umweltpolitik hingegen beschäftigt sich damit, Migrationsprozesse unter dem Zusammenhang ökologischer Rahmenbedingungen zu analysieren, um eine möglichst nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten – unter der Prämisse, dass effektive Entwicklungsstrategien zwangsläufig einen dämpfenden Einfluss auf Migrationsbewegungen hätten.

In diesem Kontext stehen auch außenpolitische Handlungsansätze wie multilaterale Abkommen und Verträge. Die Wirtschaftspolitik wiederum gestaltet den internationalen Handel von Waren, Dienstleistungen und Kapital und subventioniert Investitionen auf mikro- und makroökonomischer Ebene.

Die Entwicklungszusammenarbeit schlussendlich, welche auch den Bereich der Entwicklungshilfe als klassisches Arbeitsfeld der Sozialen Arbeit integriert, bezeichnet das gesamte

„[…] Bündel an Maßnahmen, Projekten und Programmen der Institutionen staatlicher und nichtstaatlicher Entwicklungszusammenarbeit, deren Ziel es ist, in Ländern mit signifikanten ökonomischen, sozialen, ökologischen und politischen Problemen eine Verbesserung der Lebensumstände für die Mehrheit der Bevölkerung zu erreichen.“[4]

Obwohl die hier beschriebenen Dimensionen zwar maßgeblich sind, aber sicher noch nicht jede Nische der Entwicklungspolitik abdecken, verdeutlichen sie einen äußerst interessanten Umstand: Der Begriff der „Entwicklung“ unterliegt im Kontext der Entwicklungspolitik ebenso unterschiedlichen normativen Bewertungen in Bezug auf die erwünschten Prozesse und Ergebnisse durch die jeweiligen fachlichen Disziplinen.[5] Auch hier könnte man sich wieder einer Definition in Form von Beschreibungen annähern, was an dieser Stelle jedoch den Rahmen der vorliegenden Abhandlung sprengen würde.

In den kommenden Kapiteln werden uns besonders einzelne Aspekte der Tätigkeitsbereiche innerhalb der Entwicklungszusammenarbeit und der Wirtschaftspolitik weiterhin begleiten. Ebenso ist es unumgänglich, sich einigen technischen Grundlagen zur Funktionsweise dezentraler Blockchainsysteme zuzuwenden, um den Brückenschlag zu deren entwicklungspolitischen Potenzialen nachvollziehen zu können.

Diesen Schritten werden wir uns in den nächsten Folgen dieser Artikelserie annehmen.


[1] Kevenkröster & van der Boom (2009): S. 13 ff.

[2] Kevenkröster & van der Boom (2009): S. 13

[3] Kevenkröster & van der Boom (2009): S. 19 ff.

[4] Krempin (2014): S. 15; vgl. Kevenkröster & van der Boom (2009): S. 13 ff.

[5] Kevenkröster & van der Boom (2009): S. 11 ff.

Mehr

Alexander Immanuel Busch

Immanuel - Sozialpädagoge mit einem Faible für Digitalisierung und IT. Seine Mission: Die Aufklärung über gesellschaftliche Potentiale und Risiken der Blockchainszene und -technologie. Seine Lieblingsthemen: Bitcoin und Dezentralität sowie (MLM-)Scams.
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